Wir sollten froh und dankbar sein, dass es diese Musik heute noch gibt. Der coole Vintage-Sound von Mamas Gun beamt einen direkt in die 70er Jahre zurück, als diese Art von Blue-Eyed-Soul seine erfolgreichste Phase erlebte. Doch dann kamen all diese halbgaren Epigonen und haben diese geniale Musik zur Kulisse für Fahrstühle und Shopping Malls verkommen lassen. Doch zum Glück gibt es Musiker wie Andy Platts, der in seiner Heimat Großbritannien auch schon mal als Prince of Modern Funk bezeichnet wird. Mit seiner Stimme und einer fantastischen Band gibt er seit zehn Jahren dieser Art von Musik ihren feinen Charme zurück. Vor allem die Qualität seiner Kollegen sorgt für den original warmen Klang und die musikalische Treffsicherheit. Terry „Spiller“ Lewis hat schon für Größen wie Marvin Gaye, Minnie Ripperton, Lewis Taylor und Curtis Mayfield Gitarre gespielt. Cameron Dawson ist, wenn er nicht dem Soul frönt, Bassist im Vels Trio, das mit seinem Jazz Erfolge feiert. Chris Boot ist ein gefragter Studio-Schlagzeuger von den Abbey Road Studios bis zur großen Bühne beim Glastonbury Festival. Und Dave „Eighties“ Burnell Oliver hat auf seinen Keyboards sowieso alles drauf von Soul über Jazz bis Latin. Alle zusammen spielen sie den Funk und den Soul für den Sänger Platts mit seiner facettenreichen Stimme. Zuletzt erschien die Live-EP „The Tin Pan Sessions“, vier herzerwärmende Stücke, die die ganze Qualität von Mamas Gun in Höchstform bietet. Doch sie können auch anders, stellt man bei den Konzerten fest: ein Rockriff wie von Prince spielt sich plötzlich in den Vordergrund, Steely Dan werden zart zitiert und die großartig verdrehte Coverversion von Amy Winehouse‘ Rehab erkennt man erst nach einiger Zeit wieder. Mamas Gun sind ein Versprechen auf einen stilvoll und perfekt vertanzten Abend.
Booking: Yan Mangels