HAIYTI

HAIYTI

Seit Haiyti vor knapp zehn Jahren aus dem Nichts in eine Szene im Umbruch platzte (und diesen Umbruch im Alleingang auf Überschallgeschwindigkeit beschleunigte), war sie mittendrin und doch nie richtig dabei. Sie hat Musik mit den Großen gemacht: Trettmann, Casper, Haftbefehl, Miksu/Macloud. Zudem prägte sie den deutschen Pop: sein Vokabular, seine Kadenz, seine Melodien, seine ganze Geschwindigkeit. Dennoch ist sie immer auch eine Außenseiterin geblieben, ein Phänomen, das sich ihrer Umwelt entzieht und ihrer Konkurrenz sowieso. Man schaut auf sie. Aber wirklich greifen kann man sie nicht. Und die Welt, die ist Haiyti ohnehin immer zu klein gewesen. Haiyti hat ein neues Album kreiert: „Junky“. Es handelt von dieser Ausnahmestellung: von dem Schmerz, den sie mit sich bringt, und den Chancen, die sich auftun, wenn eh schon alles vorbei ist. Drogen spielen dabei nur am Rande eine Rolle. Zwar durchzieht die Sehnsucht nach einer anderen Realität quasi alle Songs, aber „Junky” weiß, dass echte Junkies keinen Stoff brauchen, um süchtig zu bleiben. Es geht in den 19 Songs um die ewige Flucht und das Gefühl, trotzdem gefangen zu bleiben, darum, dass hinter jedem High ein Kater lauert und dass jeder Funken nicht nur Hoffnung bringen, sondern leider auch alles wieder abfackeln kann. “Junky” klingt, wie Junkies sind: Eingesperrt im eigenen Leben – Innerlich ein bisschen kaputt. Aber voll von Hoffnung, dass es besser wird, weil es besser werden kann. Wie wir Menschen eben so sind. Wie immer in ihrer Karriere verweigert sich Haiyti aber auch auf “Junky” einem simplen Narrativ. Einfache Wahrheiten oder gar Ratschläge braucht man von ihr nicht zu erwarten. Stattdessen springt sie innerhalb weniger Zeilen von Herzschmerz zu Hinterhofgeschichten, von tiefen Einblicken zu vermeintlich hohlem Materialismus, von himmelhoch jauchzendem Happy Hardcore zu blankem Nihilismus. Am 18. Dezember 2023 kommt Haiyti ins Hamburger Molotow.

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